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  • Urlaub in Litauen – Reisetipps eines Einheimischen

    Urlaub in Litauen – Reisetipps eines Einheimischen

Litauen gilt schon lange nicht mehr als Geheimtipp, immer mehr Urlauber zieht es jedes Jahr in das schöne baltische Land. Daher werden mittlerweile schon viele Direktflüge nach Litauen angeboten. Warum Litauen eine Reise wert ist und was du dir auf jeden Fall ansehen solltest hat uns Andres Kuck von Alles über Litauen im Interview verraten.


 

Was ist so faszinierend an Litauen?

Bei meinen ersten Reisen nach Litauen hat mich die Anwesenheit der Roten Armee fasziniert. Litauen war von 1940 bis 1941 und wieder von 1944 bis 1991 von der Sowjetunion besetzt. Dementsprechend sah es da auch aus, dementsprechend war auch das Warenangebot. Nachdem die letzten russischen Truppen Litauen 1993 verließen, kam es zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Plötzlich war niemand mehr da der den Menschen sagte, was sie zu tun hatten. Nicht jeder konnte sich mit der neuen Situation anfreunden. Schnell schafften das die jüngeren Litauer. Die einen gingen ins Ausland um zu arbeiten, die anderen arbeiteten in Litauen am Aufbruch.

Heute hat sich Litauen, besonders in den großen, touristisch stärker frequentierten Orten, sehr der anderen westlich orientierten Welt angenähert. Mädchen mit den typisch litauischen Zöpfen, litauische Trachten und Musik sieht man immer seltener. Gleichzeitig hat es Litauen aber geschafft das Land für den Tourismus zu öffnen. Früher war es der Heimattourismus der Deutschen ins Memelland, heute sind Radtouren auf der Kurischen Nehrung der letzte Schrei und man kann dabei, mit etwas Glück, sogar Elche sehen, die sich auf der Nehrung frei bewegen.



Kultursuchende werden in Uzupis, dem „teilautonomen“ Künstlerstadtteil von Vilnius fündig. Da wo erst Juden, später Verbrecher und leichte Mädchen lebten, hat sich heute eine aktive Künstlergemeinde angesiedelt. Uzupis ist heute bei vielen Individualreisenden ein Begriff. Vilnius hat die größte mittelalterliche Altstadt Europas. Sehr gut erhalten, voll von Restaurants, Kirchen, Kneipen und Museen. Kneipen…Litauen hat hervorragendes Bier. Es gibt geführte Biertouren, bei denen die Besucher einige der vielen großen und kleinen Brauereien im Land besuchen und überall probieren können.

In Siauliai befindet sich der Berg der Kreuze. Als Protest gegen die sowjetischen Besatzer haben die Litauer immer neue Kreuze auf einen kleinen Hügel gestellt (richtige Berge gibt es in Litauen nicht). Die Kreuze wurden mit Bulldozern regelmäßig beseitigt und wieder neu aufgestellt. Seit der Unabhängigkeit werden die Kreuze immer mehr und das Ganze wirkt heute etwas muffig auf mich. Trotzdem ist der Berg der Kreuze interessant zu sehen und steht bei den meisten Litauen Besuchern auf dem Programm.

Mir persönlich gefällt auch Kaunas sehr gut. Auch das Memelland mit alten deutschen Hausaufschriften (in Silute) und dem wunderschönen Blick vom Heiligen Berg Rombinus auf die Memel und Tilsit, oder Birzai (mit jüdischen Hausaufschriften) mit der Burg und mehreren Brauereien sind einen Besuch wert. Palanga mit seinem schönen Ostseestrand und der Landungsbrücke. Wen das leichte Ballermann Flair nicht stört, kann hier im litauischen Strandbad viel sehen.

Mittlerweile bin ich aber nicht nur von der wilden Landschaft, den Flüssen und Wäldern angetan, sondern mich interessiert auch immer mehr die litauische Geschichte. Heute wissen selbst die Litauer nicht mehr, dass in vielen Städten bis 1941 die Hälfte der Einwohner aus Juden bestand. Noch heute kann man sich mit etwas Phantasie in die damalige Zeit zurückversetzen, wenn man die alte Architektur in Vilnius und Kedainiai betrachtet.

Weißer Schwan von Kaunas

 

Das erste Mal in Vilnius – Welche Sehenswürdigkeiten erwarten mich?

Vilnius besitzt die größte und am besten erhaltene Mittelalterliche Altstadt Europas. Hier sollte man sich einfach treiben lassen und die Atmosphäre genießen. Besonders die alten Häuser an der Pilies Straße sind schön. Viele Kirchen säumen den Weg und die St. Anna Kirche soll schon Napoleon bezaubert haben. Der kam übrigens bei seinem Rückzug aus Moskau 1812 durch Vilnius und verließ hier seine Truppen. Noch heute weist ein Schild auf das Haus hin, in dem Stendhal, der an Napoleons Feldzug beteiligt war, wohnte.

Die Gedimino Straße lädt zum Einkaufen ein und wenn man viel Zeit hat, kommt man hier bis zum Parlament. Die in der Altstadt gelegene Universität kann man besichtigen (sehr schöne Deckengemälde), die Ausros Vartai erinnert an die litauisch polnische Frömmigkeit (und daran, dass Vilnius zwischen Polen und Litauen immer umkämpft war). Hier war früher das Tor in der Stadtmauer, auf dem es weiter zur Burg Medininkai (wieder schön restauriert) und Weißrussland ging.

Zu den wichtigsten Zielen in Vilnius zählt aber auch der Gediminoturm, von dem man eine schöne Aussicht auf die Stadt und den Fluss Neris hat. Direkt unter dem Gedimino Turm ist die Kathedrale von Vilnius. Dort finde ich am interessantesten eine Besichtigung im Glockenturm der Kathedrale und die Besichtigung der Katakomben unterhalb der Kirche.  Zu den Katakomben gibt es Führungen. Hier befinden sich mehrere Gräber, unter anderem das von der schönen Barbora Radvilaite (Königin von Polen).


 

Was sollte man sich außerhalb von Vilnius auf jeden Fall ansehen?

  • Zu den wichtigsten Zielen außerhalb von Vilnius zählt die ehemalige französische Wassermühle Belmontas. Idyllisch am Flüsschen Vilnele gelegen, kann man hier in schöner Mühlenatmosphäre im Freien litauische Speisen genießen.
  • Zentrum Europas: Auch Litauen reklamiert das Zentrum Europas für sich. Ca. 27 km nördlich von Vilnius an der A12 gelegen, gehört es zu den meistbesuchten Zielen Litauens.
  • Europos Parkas: Der Europa Park ist ein privater Park mit vielen modernen Kunstwerken. Sehr sehenswert, wenn man genug Zeit mitbringt.
  • Wasserburg Trakai: Besonders interessant ist eine Segeltour auf dem Galve See. Außerdem gibt es hier Häuser der Karaimen und deren Laibspeise Kibinai.


 

Welche lokalen Spezialitäten sollte man in Litauen probieren?

  • Das sind Kartoffelknödel in Form eines Deutschen Zeppelins. Wahrscheinlich kommt der Name auch aus Zeiten des I. Weltkrieges. Cepelinas, so der litauische Name, können mit Fleisch oder Quark gefüllt sein und man bestellt sie mit einer Soße aus ausgelassenem Speck oder litauischer Sahne.
  • Kugelis. Auf Deutsch Kesselsknall oder Kartoffelauflauf.
  • Krautsalat aus frischen Weißkraut, viel besser als in Deutschland.
  • Alle möglichen Variationen an Pfannekuchen und Frikadellen.
  • Kiever Koteletas. Paniertes Hühnerfleisch mit Knoblauch oder Petersilienfüllung auch in Zeppelinform. Sehr lecker.
  • Rote Beete Suppe oder eine der anderen köstlichen litauischen Suppen
  • Eines der vielen lokalen Biere. Mein Favorit: Birzu Alus.

 

Was sollte ich auf meiner Reise nach Litauen beachten?

Litauen ist ein relativ armes Land. Wie überall sollte man seinen vermeintlichen Reichtum nicht zur Schau stellen. Auch wenn Autodiebstähle stark nachgelassen haben, sollte man sich nachts auf bewachte Parkplätze verlassen. Und manche Biere sind sehr stark, also aufpassen!

 

Gibt es noch ein paar Geheimtipps, die nicht in jedem Reiseführer stehen?

  • Orvydas Sodyba: Ein wunderschöner Skulpturenpark bei Plunge
  • Das Gewächshaus und Herrenhaus des Grafen Tiskevicius in Kretinga
  • Medininkai. Mittelalterliche Burg an der Grenze zu Weißrussland
  • 9. Fort. Befestigungsanlage des Zaren gegen Angriffe aus dem Westen. Im 2. Weltkrieg einer der Orte des litauischen Holocaust. Sehenswert!
  • Blick von Merkine auf die Memel

Wer sich für Litauen eingehender interessiert, dem sei das Buch „Vilnius- Stadt in Europa“ von Tomas Venclova empfohlen. Man bekommt ein anderes Verständnis von Vilnius aber auch von Litauen. Es gibt noch viele interessante Orte, die hier nicht aufgezählt sind. Lasst euch Zeit. In Litauen darf man nicht hetzen.

 

Wenn du nun Lust auf einen Urlaub in Litauen bekommen hast und noch weitere Informationen suchst, dann schau mal auf der Seite von Alles über Litauen vorbei. Neben vielen Tipps findest du auch einen guten Einblick in die Geschichte des Landes. Alle Bilder des Artikels unterliegen dem Urheberrecht von Andreas Kuck und wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.


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